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Unsicherheit vor Corona-Herbst macht Pfarrern zu schaffen

Während des Lockdowns wurden viele Kirchgemeinden aktiv und haben neue Angebote geschaffen. Nun sind Versammlungen zwar wieder möglich, allerdings mit Einschränkungen. Eine Herausforderung für die Pfarrerinnen.

Viele Kirchgemeinden haben aus dem Lockdown gelernt: Sollte die steigende Zahl der Corona-Fälle eine erneute Einschränkung der Versammlungsfreiheit nach sich ziehen, wären die digitalen Angebote schnell verfügbar. «Innerhalb einer Woche wären wir bereit, und die Qualität wäre sogar noch besser», ist Frank Worbs, der Medienverantwortliche der Aargauer Landeskirche, überzeugt. «Der Innovationsschub aus dem Lockdown wird anhalten», bestätigt auch Simon Gebs. Der Zolliker Pfarrer weist aber auf ein Problem hin, mit dem derzeit viele Kirchgemeinden konfrontiert sind: «Um wirklich etwas Ansprechendes zu produzieren, braucht es eine sorgfältige Planung. Und dafür müssen zusätzliche Ressourcen freigeschaufelt werden.» Das sei jedoch schwierig, da das Team momentan vor allem damit beschäftigt sei Verpasstes aufzuholen, wie zum Beispiel die Konfirmationen vom Frühjahr.

«Lähmende Situation»

Dass vieles gleichzeitig erledigt werden müsste und anderes überhaupt nicht geplant werden kann, beschäftigt auch Kathrin Bolt, Pfarrerin in der Kirchgemeinde Straubenzell in St. Gallen. «Zwar ist einiges wieder möglich, aber vieles nur so halb. Diese wacklige Situation lähmt mich.» Einerseits wolle man das Angebot an Gottesdiensten und Kasualien wieder hochfahren; es sei für viele ein Bedürfnis, physisch zusammenzukommen. Andererseits schwinge da immer ein «Aber» mit. «Es ist ein ‹Lehrblätz› für uns, dass wir einfach im Moment reagieren müssen», sagt Bolt. Ihre Kirchgemeinde behilft sich damit, für die nächste Zeit vorwiegend Projekte für kleine Gruppen zu planen. Eine Meditationstreffen für sieben Personen ist möglich – ein Theaterprojekt hingegen nicht. Auch die Küsnachter Pfarrerin Judith Bennett beschäftigt diese Unsicherheit. Sie versucht, kreativ damit umzugehen. «Zu Beginn der Corona-Krise haben wir alles abgesagt. Dann haben wir aber gemerkt, dass wir neue Formen suchen müssen.» Bei der Seniorenweihnacht werde man nun die Weihnachtsgeschichte in der Kirche lesen und Guetzli mitgeben, statt gemeinsam zu essen. «Was aber manchmal fehlt, sind die physischen Berührungen.» Da bleibe nichts anderes übrig, als diesen Schmerz gemeinsam auszuhalten.

Mehr Erfahrung, aber neue Verunsicherung

Corona ist für die Kirchen noch lange nicht ausgestanden, das betonen alle Pfarrerinnen und Pfarrer im Gespräch. Aber man wäre bereit für eine zweite Welle. «Wir würden nicht mehr in eine Schockstarre zurückfallen, sondern haben nun Schutzkonzepte und Online-Erfahrung», sagt Judith Bennett. Dennoch bleibt eine Verunsicherung, glaubt Kathrin Bolt: «Es gibt noch kein Licht am Ende des Tunnels. Alles ist in der Schwebe.»

Dieser Beitrag erschien erstmals in bref, dem Magazin der Reformierten.

Quelle: www.ref.ch, 11. September 2020, Antonia Moser