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50 Jahr-Jubiläum der Eheberatung

Ehe-Partnerschaft-Familie: 50 Jahre Optimismus und Wandel

Seit einem halben Jahrhundert gibt es die Koordinationsstelle Ehe-Partnerschaft-Familie der reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn. In dieser Zeit hat sich die Gesellschaft, und mit ihr das Verständnis von Ehe, Partnerschaft und Familie gründlich geändert.

In früheren Zeiten hatte die eheliche Lebens- und Zweckgemeinschaft in der Regel wenig zu tun mit romantischen Vorstellungen von Liebe. Dies habe sich im vergangenen halben Jahrhundert gründlich geändert, erklärte Pasqualina Perrig-Chiello an der Jubiläumsveranstaltung "50 Jahre Koordinationsstelle Ehe-Partnerschaft-Familie" in Bern vom 19. Oktober 2012. „Die Verbindung von Liebe und Ehe ist nicht zwingend; die romantische Verbindung ist eine Erfindung der Neuzeit.“

Scheidung nach langen Ehejahren

Mit der Liebe hat auch der Faktor „Leben geniessen“ in den Beziehungen zugenommen. Untersuchungen zeigen, dass die Zahl der Scheidungen nach 25 Ehejahren zunimmt. Dies liege nicht nur daran, dass die Barrieren heute tiefer seien. „Die Ehepartner nehmen das Recht auf ihr persönliches Glück in Anspruch“, sagt Perrig-Chiello. Dabei überraschen zwei Trends: Es sind mehrheitlich Frauen, die in dieser Lebensphase auf eine Trennung drängen. Und nicht Aussenbeziehungen sind der wichtigste Grund dafür, sondern Entfremdung: Man hat sich nichts mehr zu sagen.

Ein weiterer Aspekt, der sich auf die Beziehung auswirkt, sei die Hektik, die heute für viele Menschen zum Alltag gehört. „Bei dem Stress bleibt die Liebe oft auf der Strecke“, betonte Perrig-Chiello. Dies gilt nicht nur für die Beziehung der Partner, sondern auch für diejenige zu den Kindern. Die oft beschworene „Quality time“, also eine Zeit, die man ganz dem Kind widmet, widerspreche dem Bedürfnis der Kinder, sagte die Beziehungsforscherin. „Kinder brauchen nicht Quality time, sondern Eltern, die dauerhaft für sie da sind.“

Wandel als Konstante


Mit den Erwartungen an eine Ehe hat sich auch die Arbeit der Beratungsstellen Ehe-Partnerschaft-Familie gewandelt. Als der Theologe und Eheberater Andreas Bühler 1968 die Leitung der Koordinationsstelle von deren Gründer Werner Hofmann übernahm, standen oft noch Themen rund um die Sexualaufklärung im Vordergrund. Man machte sich Gedanken über die Auswirkungen des Fernsehens auf das Familienleben und über die Geburtenplanung.

Der heutigen Koordinatorin und Juristin Miriam Deuble stellen sich neue Fragen, denn die klassische Familienkonstellation wird immer seltener. Patchworkfamilien, Einelternfamilien oder gleichgeschlechtliche Partnerschaften stellen die Beratungstätigkeit vor neue Herausforderungen. Gemäss dem ehemaligen Berater und Theologen Ueli Stefan legt man zunehmenden Wert auf Professionalisierung und Spezialisierung der Beratungsarbeit.

Mit Optimismus weitergehen


Insgesamt sind die Herausforderungen für die Beraterinnen und Berater an den neun Standorten im Kanton vielfältiger und anspruchsvoller geworden. Von Resignation oder Zynismus war an der Jubiläumsveranstaltung dennoch nichts zu spüren. Eher davon, dass es auch in schwierigen Situationen immer wieder Möglichkeiten gibt. Und davon, dass sie Ratsuchende gerne darin unterstützen, diese Möglichkeiten zu entdecken und zu nutzen.

Was hält Paare zusammen?

Diese Frage beantwortet Theologe und Systemtherapeut Thomas Wild in einem Gespräch mit "reformiert". Wild ist in der kirchlichen Paar- und Familienberatungsstelle in Langnau i.E. und als Seelsorger im Inselspital Bern tätig. Hier geht's zum Download des Artikels.

Text: www.refbejuso.ch, Bild: www.berner-eheberatung.ch, Redaktion: Stephanie Keller