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Strompreise setzen den Kirchgemeinden zu

Um knapp ein Drittel steigen im kommenden Jahr die Strompreise in der Schweiz an. Auch die Kirchgemeinden leiten erste Sparmassnahmen ein. Aber ihr Spielraum ist begrenzt. Die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz (EKS) hat ein Dossier mit Orientierungshilfen für die Kirchgemeinden bereitgestellt.

Die Energiekrise macht auch vor den Kirchen nicht Halt. Um die steigenden Strompreise abzufedern, denken viele Kirchgemeinden über Sparmassnahmen nach. Bereits erste Schritte unternommen hat man in der reformierten Teilkirchgemeinde Rigi Südseite im Kanton Luzern, zu der die politischen Gemeinden Greppen, Vitznau und Weggis gehören. Satte 105 Prozent beträgt der Preisaufschlag hier. «Für unser Budget ist das natürlich eine grosse Belastung», sagt Präsident Kaspar Michel auf Anfrage von ref.ch. In der Kirchgemeinde macht man sich deshalb Gedanken, bei welchen Posten man in den kommenden Monaten einsparen kann. «Damit wir unsere Kirchen nicht jedes Mal neu aufheizen müssen, verlegen wir unsere Veranstaltungen möglichst auf die Gottesdienst-Sonntage», sagt Michel. Zudem wolle man die Temperatur in den Kirchen auf rund 12 Grad senken. Alle drei Kirchen der Teilkirchgemeinde sind elektrisch beheizt. Hier habe man ein gewisses Sparpotenzial, sagt Michel. «Wegen der Orgel können wir die Temperatur aber nicht beliebig senken. Unser Spielraum ist begrenzt.»

Grundtemperatur senken

Einen happigen Aufschlag muss auch die reformierte Kirchgemeinde Windisch im Kanton Aargau verkraften. Dort steigen die Preise um 90 Prozent. Um Strom für die elektrisch beheizte Kirche zu sparen, hat man die Grundtemperatur auf 12 Grad eingestellt; auf rund 18 Grad hochgeheizt wird lediglich, wenn der Raum benutzt wird. Das Sparpotenzial sei damit bereits ziemlich ausgereizt, sagt Präsidentin Barbara Stüssi-Lauterburg. «Viel weiter runter können wir nur schon wegen der Instrumente nicht.» Weitere Massnahme will man in der Kirchenpflege je nach Entwicklung diskutieren. «Am Wochenende war unsere Kirche jeweils beleuchtet, das werden wir sicher abstellen. Zudem gehen unsere Mitarbeitenden grundsätzlich sparsam mit den Ressourcen um», sagt Stüssi-Lauterburg.

Weihnachtsbeleuchtung fällt weg

Auch in der Berner Kirchgemeinde Belp-Belpberg-Toffen beschäftigt man sich mit dem Thema. Verzichten werde man heuer auf die weihnachtliche Aussenbelechtung des Kirchturms in Belp, sagt Präsidentin Sandra Joder. Über weitere Massnahmen wie Temperatursenkungen in den Räumen der kirchlichen Liegenschaften werde diskutiert. Wenig Potenzial sieht Joder hingegen für die Kirche selbst: «Wir haben erst vor wenigen Jahren eine neue Sitzbankheizung installiert und damals schon die Temperatur optimiert», sagt sie. Laut dem ökumenischen Verein «oeku Kirchen für die Umwelt» wird in der Schweiz rund die Hälfte aller Kirchengebäude elektrisch geheizt. Gebräuchlich sind insbesondere Bankheizungen mit unter den Sitzen angebrachten Heizröhren. Diese Heizungen seien zwar effizient und, sofern Öko-Strom eingekauft werde, relativ umweltfreundlich, sagt Milena Hartmann, Umweltbeauftragte bei oeku. «Die Energiekosten sind aber deutlich höher als bei Gas- oder Ölheizungen.» Um die hohen Preise abzufedern, empfiehlt oeku, Kirchenräume auf eine Grundtemperatur von 8 bis 10 Grad einzustellen. Während Gottesdiensten und Veranstaltungen könne die Temperatur auf maximal 16 Grad erhöht werden. «Ausserdem empfehlen wir, die Temperatur in nicht benutzten Räumen abzusenken und Gottesdienste in kleineren Räumen durchzuführen», sagt Hartmann.

Gottesdienst im Kirchgemeindehaus

Zu diesem Schritt entschlossen hat man sich zum Beispiel in der reformierten Kirchgemeinde Laufenburg im Kanton Aargau. Hier steigen die Preise gar um 157 Prozent an. Um Strom zu sparen, sollen Gottesdienste daher ab Anfang 2023 im Kirchgemeindehaus statt in der Kirche gefeiert werden, wie die «Aargauer Zeitung» am 17. September berichtete. Milena Hartmann von der Fachstelle oeku sieht in der Energiekrise für die Kirchen indes auch eine Chance. «Kirchgemeinden sind eingeladen, Nachhaltigkeit und Genügsamkeit vorzuleben und den Umstieg auf alternative Energieträger voranzutreiben», sagt sie. So sei es mittelfristig sinnvoll, eine moderne Heizungssteuerung einzubauen. Potenzial sieht sie auch bei der Beleuchtung: «Für Kirchgemeinden lohnt es sich, auf LED-Glühbirnen umzustellen und bei der Aussenbeleuchtung Dämmerungs- und Bewegungsmelder sowie Zeitschaltuhren einzusetzen», so Hartmann.

Kirchgemeinden erhalten Unterstützung

Die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz (EKS) hat auf ihrer Webseite ein Dossier mit Orientierungshilfen für die Kirchgemeinden bereitgestellt. Gemeinden finden dort unter anderem Informationen, wie einzelne Energiesparmassnahmen durchgeführt werden können und was dabei beachtet werden muss. Empfehlungen an die Kirchgemeinden haben inzwischen auch mehrere Landeskirchen herausgegeben. So legt die Bündner Kirche ihren Gemeinden nahe, die Raumtemperatur in den Kirchen während Veranstaltungen auf maximal 18 Grad zu reduzieren. Zudem sei es sinnvoll, die Verlegung von Gottesdiensten in kleinere Räume zu prüfen sowie auf elektrische Weihnachtsbeleuchtung zu verzichten.

Quelle: www.ref.ch, Heimito Nollé, 12. Oktober 2022