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Region Thun: Nach den Gebetstagen schlug Corona zu

Ein Gebetswochenende zweier hinduistischer Glaubensgemeinschaften Ende September hat sich als Corona-Ansteckungsherd entpuppt. Bislang befinden sich 15 Personen in Isolation.

Die Zahl der Ansteckungen mit dem Coronavirus steigt auch im Kanton Bern wieder kontinuierlich an. Am Sonntag, 4. Oktober, sind 65 neue Fälle bekannt geworden. Das ist der höchste Tageswert seit Anfang April. Seit dem Ausbruch der Pandemie hat es im Kanton Bern nur sieben Tage mit einer höheren Infiziertenzahl gegeben. Gesamthaft befanden sich am Montagmittag 231 Personen in Isolation, 1086 in Quarantäne sowie 1384 in Rückreisequarantäne. 15 der 65 erwähnten Fälle wurden aus Thun gemeldet. Aufhorchen liess eine Aussage von Gundekar Giebel, Leiter Kommunikation der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion (GSI). Demnach wurden kantonsweit drei Corona-Cluster lokalisiert, darunter je einer im Raum Thun und im Raum Steffisburg. In Bern – dem Ort des dritten Clusters – sei es innerhalb einer Gruppe von Personen, die sich kennen würden, zu Ansteckungen gekommen.

In Gebetshäusern angesteckt

Dank der Nachverfolgung durch das kantonale Contact-Tracing-Team konnten die Ansteckungsherde inzwischen ausgemacht werden. Die laut GSI «auffällige Erhöhung von Covid-19-Patientinnen und -Patienten in der Region Thun» steht in Zusammenhang mit Gebetstagen hinduistischer Glaubensgemeinschaften, die vom 24. bis 26. September in Thun und Steffisburg stattfanden. «Bis zum heutigen Zeitpunkt befinden sich 15 Personen in Isolation», teilte die GSI am Montagnachmittag mit. Zwei der Personen würden sich auf der Intensivstation befinden; rund 50 Personen mussten in Quarantäne. Die Gebetshäuser, die gemäss Recherchen des «Thuner Tagblatt» an der Seestrasse in Thun und am Industrieweg in Steffisburg stehen, wurden bis auf weiteres geschlossen.

«Kein wilder Ausbruch»

Auf Anfrage erklärte Gundekar Giebel, dass die Ansteckungszahlen im Zusammenhang mit den Gebetstagen noch steigen dürften, denn es lägen noch nicht alle Testresultate sämtlicher Betroffener vor. Zum Risiko für die Bevölkerung im Grossraum Thun hielt Giebel fest: «Da es feste Cluster sind, handelt es sich nicht um einen wilden Ausbruch in und um Thun.» Vorsicht sei natürlich trotzdem und jederzeit geboten. In den zwei Glaubensstätten haben laut dem Leiter Kommunikation der GSI Schutzkonzepte existiert. «Wir werden diese nun überprüfen und falls nötig anpassen», so Giebel. Die Handhabe sei vergleichbar mit jener im Berner Club Kapitel, der Ende Juli nach Corona-Fällen zwischenzeitlich behördlich geschlossen wurde. Eine Öffnung der Gebetshäuser erfolge erst wieder, wenn man sichergehen könne, dass niemand mehr ansteckend sei.

FEG sagte Gemeindeferien ab

Ein Risikofaktor rund um die Ausbreitung von Covid-19 sind derzeit auch Ferienreisende, die aus jenen Ländern oder Gebieten in die Schweiz zurückkehren, die vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf die Liste für Quarantänepflicht gesetzt wurden. Zu diesen Regionen zählt seit mehreren Wochen auch die Region Provence-Alpes-Côte d’Azur in Südostfrankreich. Die Freie Evangelische Gemeinde (FEG) Steffisburg hatte ursprünglich für die Zeit vom 19. September bis 3. Oktober Gemeindeferien in diesem Gebiet – konkret auf einem Campingplatz nahe Martigues am Mittelmeer – geplant. Obschon die entsprechende Website, die das Angebot bewarb, am Montag immer noch online war, hat die Reise gar nie stattgefunden. «Wir haben die Gemeindeferien bereits Mitte August abgesagt», hält FEG-Präsident Thomas Dänzer auf Anfrage fest.

Quelle: Thuner Tagblatt, 06.10.2020, Gabriel Berger