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Buchen: Mittagstisch in Homberg

Nicht alle Schulkinder haben am Mittag die Möglichkeit, am Familientisch zu essen. Die Hombergerin Nadine Tschanz sorgt dafür, dass sie nicht hungrig bleiben.

Alles spricht von den Lehrpersonen. Jetzt zum Start des neuen Schuljahres besonders viel. Sie sind wichtig, unbestritten, aber damit ein Schulbetrieb reibungslos funktioniert, müssen viele Rädchen ineinandergreifen. Eines dieser Rädchen ist Nadine Tschanz. Sie kocht am Mittagstisch in Homberg. «Ich liebe meine Arbeit», sagt die gelernte Köchin. «Die Kinder geben immer ehrliche Feedbacks. Da weiss man, woran man ist.» Das schätze sie. Angefangen hatte alles vor vier Jahren. Die Vorgängerin wollte den Job abgeben. An diesem Punkt kam die dreifache Mutter Nadine Tschanz ins Spiel. «Ich war zuerst skeptisch, als die Anfrage kam, weil ich nicht wusste, ob ich alles unter einen Hut bringen kann.» Tschanz bewirtschaftet mit ihrem Mann gleich zwei Bauernhöfe: den einen in Homberg und den elterlichen in Heiligenschwendi. Nach einigem Zögern sagte sie dennoch zu – und hat es bis heute nie bereut. «Mir gefällt das Kochen für die Kinder sehr. Es ist eine schöne Abwechslung zur Arbeit auf dem Hof. Und bringt einen Zustupf in die Familienkasse.»

Mitarbeit am Mittagstisch

Doch Geld allein ist nicht der Antrieb für Nadine Tschanz. Ihr liegen die Kinder am Herzen. Und sie den Kindern. So schütten sie ihr manchmal auch das Herz aus. «Ich höre viele Alltagsgeschichten.» Das sei für sie aber keine Belastung. «Es ist schön, dass die Kinder das Vertrauen zu mir haben.» Für die Kinder wirft sich Tschanz auch mächtig ins Zeug. «Mir ist wichtig, dass etwas Gesundes auf den Tisch kommt.» Sie kocht mit frischen Produkten, wenn möglich von ihren eigenen Betrieben oder sonst regional. Früchte und Gemüse gehören dazu. Ab und zu rümpfe zwar das eine oder andere Kind die Nase. «Das ist aber die Ausnahme», sagt Tschanz, die auch einiges von ihren Gästen erwartet. «Wir bedienen sie hier nicht einfach.» So wird selber das Essen gefasst und dann das Geschirr abgeräumt. Zwei bis drei Kinder putzen dann im Turnus die Tische, während ihre Kamerädli spielen, turnen oder Aufgaben machen.

Sie hat die Fäden in der Hand

Dreimal in der Woche steht Nadine Tschanz für den Mittagstisch der Schule linke Zulg am Herd. Zeitweise hat sie gut und gerne 25 hungrige Mäuler zu stopfen. Und zwar nicht nur Schüler von der Basisstufe bis zur 9. Klasse. Denn ihr Tisch ist auch für andere Menschen offen. «Manchmal kommen Zivilschützer zu uns, manchmal Arbeiter, die in der Gegend zu tun haben.» Eine Anmeldung ist aber Voraussetzung. «Wir sind zu einem Treffpunkt geworden.» Familiär soll es sein, das ist Nadine Tschanz ein Anliegen. So duzen sich alle. «Die Schulkinder sollen sich bei uns wohlfühlen.» Wenn sie von uns spricht, meint sie das ganze Mittagstischteam. «Ich bin nicht alleine», stellt sie klar. Ohne Unterstützung ginge es auch nicht. Tschanz hat zwar die Fäden in der Küche in der Hand – von der Menüplanung über den Einkauf bis zur Zubereitung. Wenn sich aber mehr als zehn Kinder angemeldet haben, schaut mindestens noch eine weitere Betreuungsperson zum Rechten. «Wir sind eine tolle Truppe», sagt Tschanz. Wie lange sie den Job noch macht, weiss sie nicht. «Solange ich Spass habe, wüsste ich nicht, wieso ich es ändern sollte.» Anzeichen, dass sich dieser bald verziehen könnte, gibt es keine. Die Mittagstisch-Gäste dürfte es freuen.

Quelle: www.thunertagblatt.ch, 15.08.2022, Roger Probst