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Fusionsprojekt Thuner Kirche: Fast einhelliges Ja zum Aufbruch

Das Thuner Kirchenparlament heisst den Kredit für das Fusionsprojekt fast diskussionslos gut. Mehr zu reden gab hingegen ein kirchliches Bauprojekt bei der Schönaukirche.

«Danke für die Zustimmung und den Mut, mit dem Kleinen Kirchenrat den Weg zu gehen»: Diese Worte richtete Präsident Andreas Lüscher ans Kirchenparlament, nachdem dieses am Montagabend mit einer Enthaltung die beantragten 595’000 Franken fürs Fusionsprojekt, das zur Einheit der Kirchgemeinden in Thun führen soll, bewilligt hatte. Kirchenrat Thomas Straubhaar legte zuvor nochmals die Zielsetzung und den ambitionierten Fahrplan für die Vereinigung mit Beschlussfassung Ende 2025 und Umsetzung bis 2027 dar. In der Diskussion wurden Fragen gestellt zum Besetzungsprozess für das Steuerungsgremium, das die Fusionsgrundlagen zu erarbeiten hat.

Personalbedarf hinterfragt

Kirchenparlamentarier Heinz Leuenberger wies auf den grossen Personalbedarf und den zu erwartenden Mehraufwand für alle Beteiligten hin. Leuenberger sprach sich zudem dafür aus, eine externe Person mit der Leitung des «Projekts zum Aufbruch», wie er es nannte, zu beauftragen. Thomas Straubhaar, der im Kleinen Kirchenrat (KKR) das Fusionsprojekt betreut, erklärte, dass die Entlöhnung im Steuerungsgremium, das 16 Mitglieder zählen wird, «nicht fürstlich» sein werde. Die Kirchgemeinden würden demnächst angeschrieben, je zwei Abgeordnete zu stellen. Dieses Anrecht haben auch die Gesamtkirchgemeinde und die Pfarrerschaft, je einen Sitz erhalten die Sozialdiakonie und die Katechetik.

Nur halbe Million eingelegt

Bewilligt wurden die 595’000 Franken für die «Erarbeitung und Umsetzung einer Fusionsvorlage», wie es wörtlich im Antrag hiess, zulasten der Spezialfinanzierung für kirchgemeindeübergreifende Projekte. Darin wollte der KKR zuvor fast denselben Betrag (600’000 Franken) aus dem Rechnungsabschluss 2022 einlegen lassen. Doch die 26 präsenten Mitglieder des Grossen Kirchenrats folgten diesem Antrag nicht. Sie wollten mehrheitlich nur eine halbe Million beiseitelegen und wünschten, dass die restlichen 100’000 Franken an die einzelnen Kirchgemeinden zurückfliessen. Beim Auszahlungsmodus setzte sich in der Unterabstimmung die Pro-Kopf-Variante knapp durch.

Rechnung im Plus und Rücktritt

Zu Beginn der Sitzung des Grossen Kirchenrats (GKR) konnte Finanzvorsteher Thomas Straubhaar einen «ausserordentlich guten Abschluss» der Gesamtkirchgemeinde für 2022 präsentieren. Bei Gesamtaufwendungen von 11,64 Millionen weist dieser gut 161’000 Franken als Ertragsüberschuss aus. Der Fiskalertrag fiel mit 8,9 Millionen um über eine Million höher aus als geplant. Dies dank mehr Steuern juristischer Personen, wie Straubhaar ausführte.

Miet- und Baufragen beraten

«Mein Ziel war nicht, den Bau zu verhindern», sagte Peter Kratzer zu seinem Vorstoss zum Bauprojekt bei der Kirche Schönau an der Bürglenstrasse. Da will der Kleine Kirchenrat zwei Altbauten abreissen und neu ein Mehrfamilienhaus erstellen, das der Gesamtkirchgemeinde willkommene Einkünfte aus der Vermietung bringen würde. «Wir wollen für Familien und Paare bauen», betonte Peter Greuter. Der Kirchenrat rechne bei dem tiefen Leerwohnungsbestand in Thun damit, die Wohnungen problemlos kostendeckend vermieten zu können, erklärte Greuter zum Projekt, das sich noch in der Bewilligungsphase befindet. Mit dem Baukredit werde der Rat auch eine Liegenschaftsstrategie vorlegen, stellte Greuter dem Kirchenparlament in Aussicht. Dieses schrieb den Vorstoss darauf als erledigt ab.

Das Kirchenparlament wählte ausserdem je ein neues Mitglied in die Finanz- und Personalkommission für die Kirchgemeinden Thun-Stadt und Strättligen. Für letztere Kirchgemeinde übernimmt beide Mandate der Sonderverwalter Christoph Lerch. Zum Schluss der Sitzung kündigte Christina Jaccard ihren Rücktritt vom Präsidium des GKR an, das sie seit Anfang 2019 innehat.

Quelle: Thuner Tagblatt, 14.06.2023, Andreas Tschopp