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Wahlen EKS-Rat: Drei Neue und ein Wackelkandidat

Am 12. Juni wird der Rat der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS) neu gewählt. Um zwei freie Sitze bewerben sich drei Kandidierende. Warum sie antreten – und welcher Bisherige wackelt.

Vergangene Woche wurde bekannt, dass der Rat der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS) an der Sommersynode nicht in stiller Wahl gewählt wird. Zwei Sitze werden frei, drei Neue kandidieren. Daneben treten auch die vier bisherigen Mitglieder Claudia Haslebacher, Daniel Reuter, Ruth Pfister-Murbach und Pierre-Philipp Blaser wieder an. Als Wackelkandidat wird Daniel Reuter von der Zürcher Landeskirche genannt. Einerseits war er als Vizepräsident in die Krise um den ehemaligen Präsidenten Gottfried Locher involviert. Die Geschäftsprüfungskommission der Synode hatte in diesem Zusammenhang von einem «zerbrochenen Vertrauensverhältnis» zwischen Reuter und der zweiten Vizepräsidentin Esther Gaillard geschrieben, die nicht mehr zur Wahl antritt.

Keine Wahlempfehlung aus Zürich

Andererseits ist die Zürcher Kirche mit Präsidentin Rita Famos und Daniel Reuter mit zwei Sitzen im Rat vertreten. Dies führte zu einiger Kritik, etwa vom neuen Kandidaten Philippe Kneubühler, der einen Sitz für die Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn fordert. Die Zürcher Landeskirche beharre nicht auf den zwei Sitzen, hält Kirchenratspräsident Michel Müller auf Nachfrage von ref.ch fest. «Aus der Sicht des Kirchenrats spricht aber nichts gegen die Wahl Reuters. Wir erteilen seiner Kandidatur sozusagen ein ‹nihil obstat›, eine Unbedenklichkeitserklärung», so Müller. Dies habe man auch im Schreiben an die Nominationskommission so festgehalten. Die Kommission hatte von allen Kandidierenden eine Empfehlung ihrer Landeskirche verlangt. Bedenken gegeben habe es einzig bei der zeitlichen Verfügbarkeit Reuters, sein Arbeitspensum sei eigentlich zu hoch. Es gelte aber die Stimmfreigabe, der Kirchenrat gebe keine Wahlempfehlung ab.

Lilian Bachmann will die Diasporakirchen vertreten

Neu zur Wahl stellen sich Lilian Bachmann aus Luzern, Catherine Berger aus dem Aargau und Philippe Kneubühler aus dem Berner Jura. Sie begründen ihre Kandidatur auch mit einem regionalen Anspruch. So möchte Lilian Bachmann die sieben Diasporakirchen der Zentralschweiz und des Tessins vertreten. Ihr Status als Minderheit könnte eine spezielle Perspektive in die EKS einbringen, ist die Rechtsanwältin überzeugt. Als Luzerner Synodalratspräsidentin sei sie bereits gut vernetzt und auch ihre juristischen Kompetenzen und ihre Mehrsprachigkeit (Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch) könnten die EKS stärken, glaubt Bachmann. Ausserdem brauche es frischen Wind: «Nach den Ereignisse der vergangenen Jahre gilt es nun in die Zukunft zu blicken. Es ist Zeit, dass im Rat eine Erneuerung stattfindet.» Die Kirche stehe an einem wichtigen Punkt. Nach den strukturellen Neuerungen in der EKS, wie der neuen Verfassung, gehe es nun um die Umsetzung. «Jetzt steht die inhaltliche Arbeit an. Welche Rolle soll unsere Kirche spielen? Wie soll sie sich künftig positionieren?» Gerade die Seelsorge findet Lilian Bachmann dabei besonders wichtig. «Die Coronapandemie und auch der Krieg in der Ukraine zeigen die Bedeutung der Seelsorge, die zu den Kernaufgaben der Kirche gehört.»

«Brückenbauer» Philippe Kneubühler

Für die französischsprachige Schweiz tritt Philippe Kneubühler an. Er kommt aus dem Berner Jura und sieht sich damit als Brückenbauer zwischen der französisch- und der deutschsprachigen Schweiz. Man kenne sich zu wenig gut – und könnte doch viel voneinander lernen, glaubt Kneubühler. Die Unterstützung der «Conférence des Églises Réformées romandes» hat er schon. Ausserdem stehe auch RefBeJuSo als grosse Kirchen einen Sitz im Rat zu. Wichtiger als solche politischen Debatten findet Kneubühler aber, die Kirche in die Gegenwart zu bringen. «Ich finde es eine spannende Herausforderung, die Veränderungen in der Gesellschaft zu beobachten und die Kirche dabei zu begleiten. Neue Formen von Gottesdiensten oder der Zugehörigkeit interessieren mich dabei besonders.» Gerade heute, wo die Kirchen an Mitgliedern und Einfluss verlieren, sei eine starke Vertretung auf nationaler Ebene besonders wichtig, so der promovierte Theologe. Dies gelinge aber nur mit einer guten Zusammenarbeit auf allen Ebenen, zwischen den Kantonalkirchen, mit staatlichen Institutionen, NGOs, aber auch innerhalb des Rats. Dieser habe in der Krise um Gottfried Locher zwar mehrheitlich gute Arbeit geleistet. «Aber jetzt ist es Zeit für neue Gesichter», hält Kneubühler fest.

Catherine Berger möchte die Kirchengemeinschaft stärken

Auch Catherine Berger findet eine Erneuerung des Rats wichtig. Nach der Neuorganisation der EKS und der Krise rund um den ehemaligen Präsidenten müsse man nun endlich als Kirchengemeinschaft starten. In diesen Prozess möchte sich Berger einbringen. Als Juristin und Mediatorin könne sie einen wichtigen Beitrag leisten. «Ich fände es sehr interessant, diese grosse Vielfalt von Kirchen und Auffassungen von Kirche zusammenzubringen.» Im Rat möchte Catherine Berger daran arbeiten, was die Verkündigung des Evangeliums heute bedeutet. «Für mich ist das ein gesellschaftlicher Auftrag, sich für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen. Gerne würde ich mit den Mitgliedkirchen diskutieren, wie wir das konkret machen können.» Die EKS sei dafür eine geeignete Plattform. Die kirchlichen Positionen möchte die Vertreterin der Nordwestschweiz auch auf der staatlichen Ebene einbringen. «Wenn es um Wertfragen geht, können wir eine Partnerin des Bundes sein. Zum Beispiel in der Seelsorge im Gesundheitswesen.»

Die Wahl in den Rat findet am 12. Juni an der Sommersynode der EKS statt. Dort entscheiden die Synodalen darüber, wer künftig in der Exekutive der EKS sitzen wird.

Quelle: www.ref.ch, 21. April 2022, Antonia Moser