headerbild
Logo RefBeJuSo

Thuner Kirchgemeinden: Kirchenparlament schwenkt auf Fusionsweg ein

Der erste Schritt ist getan, um aus fünf Kirchgemeinden eine Einheit zu bilden: Das Kirchenparlament biegt mit klarem Mehr auf den Fusionsweg ein.

«Geld und Geist werden wieder zusammengeführt»: Mit diesen Worten warb der ehemalige Gemeinderat und Pfarrer Heinz Leuenberger am Montagabend an der Sitzung des Grossen Kirchenrats für die vorliegende Botschaft zur Bildung nur noch einer Kirchgemeinde Thun. Diese soll dereinst die komplizierte Doppelstruktur mit einer Gesamtkirchgemeinde (GKG) und fünf Kirchgemeinden in Thun ablösen, bei der Geld und Geist sich eben nicht in einer Hand befinden, was zu Doppelspurigkeiten führt und ein prinzipielles Problem darstellt.

Kirchenkreise teilautonom

Das hielt der Kleine Kirchenrat so in seinem Antrag an das Kirchenparlament fest, vor dem Thomas Straubhaar das Geschäft vertrat. Er, der erst seit diesem Jahr Teil der Exekutive ist, versprach den versammelten Vertreterinnen und Vertretern der Kirchgemeinden, dass diese als Kirchenkreise auch in der neuen Organisation über eine «gewisse Autonomie» verfügen würden und jetzt frei über ihre Zukunft entscheiden könnten. «Wir sollten die Sache jedoch rasch angehen», betonte Straubhaar und «ermunterte» das Parlament, den aufgrund eines Vorstosses erarbeiteten Antrag mit Projektskizze und genauem «Fahrplan» anzunehmen. Laut dem Antrag soll das Kirchenparlament die fünf Kirchgemeinden «einladen», bis Ende März 2023 an Versammlungen zu entscheiden, ob sie ebenfalls in das Projekt für eine Einheitskirchgemeinde in Thun einsteigen wollen. «Das Kirchenvolk entscheidet letztlich über die Fusion. Jetzt geht es erst mal darum, den Weg dahin einzuschlagen», hob Piero Catani hervor, der einer der Urheber des Vorstosses ist. Als solcher dankte er für die «gute Vorarbeit», die der Kleine Kirchenrat geleistet habe. Ganz anderer Ansicht dazu war David Pfister. «Damit könnt ihr nicht mal im Kirchgemeinderat bestehen, geschweige denn bei der Kirchenbasis», kritisierte Pfister, der selber «Skizzen für eine neue Reformierte Kirche Thun» erstellt hat. Er verlangte, zuerst eine Konsultativbefragung durchzuführen an der Basis.

Mahner bleiben ungehört

Auch für Elisabeth Bregulla stehen noch «Fragen im Raum» zum Steuerungsgremium beim Fusionsprozess. Mit je zwei Vertretern jeder Kirchgemeinde, der Gesamtkirchgemeinde und der Pfarrkonferenz sowie der Miteinbezug von Sozialdiakonie und Katechetik entstehe somit ein «Riesengremium», monierte Bregulla. Eine so breite Zusammensetzung ist für Thomas Straubhaar hingegen wichtig, «um eine Chance zum Durchkommen zu haben». Nach dem Aufruf Martin Schwärzels, ein «starkes Signal zu setzen», bog das Kirchenparlament mit 22 Stimmen von 24 Mitgliedern im Kirchgemeindehaus Frutigenstrasse auf den Fusionsweg ein. «Es werden damit nicht alle Probleme gelöst», meinte Heinz Leuenberger, «denn wir werden weiterhin zu viele Gebäude haben.»

Johanneskirche geht nicht per Ende Jahr zu

Im Herbst 2021 brach der Kleine Kirchenrat die Diskussionen über eine erweiterte Nutzung der Johanneskirche ab und verlangt die Betriebseinstellung auf Ende 2022. Der Entscheid, der die betroffene Kirchgemeinde Strättligen in Aufruhr versetzte, ist nun aufgehoben. Das verkündete Peter Greuter an der Sitzung des Kirchenparlaments. Der für Baufragen zuständige Kirchenrat verband dies mit dem Appell an die Kirchgemeinde, nun konstruktiv mitzuarbeiten auf ein Vorprojekt hin zur begrenzten Sanierung des Kirchenbaus, der weiterhin mit 60’000 Franken jährlich unterhalten werde, wie Greuter erklärte. Der kirchliche Bauverantwortliche orientierte weiter über die Kirche Gwatt und deren Umland. Die Stadt sei weiterhin interessiert, die Landparzelle zu übernehmen, «aber nicht im Baurecht», sagte Greuter. Der Grosse Kirchenrat hatte das so angeregt, als er Ende Mai den Landhandel verwarf. Zur Diskussion steht jetzt aber eine erweiterte Nutzung der Kirche mit Nebengebäude durch die benachbarte Schule Gwatt. Diese führt bereits ihren Mittagstisch in Kirchenräumen und möchte diese wegen ihrer Platznot mehr beanspruchen. Anstelle einer Pauschalnutzung unter der Woche möchte die Kirchgemeinde Strättligen der Schule bloss den Unterrichtsraum im Pavillon dauerhaft abgeben und weitere Nutzungen mit den eigenen
Bedürfnissen abgleichen.

Verwalterwahl in Abwesenheit

Thema im Grossen Kirchenrat war noch die Wiederwahl des Verwalters. Nachdem Rolf Christen von Willy Bühler, Präsident des Kleinen Kirchenrates, vorab ausführliches Lob für seine Arbeit erhielt, wurde er als «zentrale Drehscheibe der GKG», so Bühler, im Amt bestätigt. Dies erfolgte mit lediglich 12 für ihn abgegebenen Stimmen bei vielen Enthaltungen und in Abwesenheit. Denn Rolf Christen ist derzeit krankgeschrieben, was Martin Schwärzel zu einem Aufruf veranlasste. Man solle doch rechtzeitig an eine Nachfolge denken, die dann auch gleich den Fusionsprozess administrativ betreuen könne. Nachdem Willy Bühler seinen Rücktritt auf Ende Jahr bereits angekündigt hatte, zeichnen sich im Kleinen Kirchenrat keine
weiteren Vakanzen ab für die im November anstehenden Wahlen.

Quelle: Thuner Tagblatt, 31.08.2022, Andreas Tschopp