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Thuner Initianten zweifeln an Kosten für Kirchensanierung

Im April entscheidet das Thuner Stimmvolk darüber, ob das Kirchenparlament seine Pläne für die Johanneskirche ändern muss. Die Initianten stellen nun das Hauptargument des Kirchenrats, die Sanierungskosten, in Frage.

Der Streit um die reformierte Johanneskirche in Thun geht weiter. In einer Medienmitteilung vom 23. März schreibt der Verein «Pro Kirchen Strättligen», dass eine Totalsanierung der Johanneskirche unnötig sei. Dies habe ein neu es Gutachten von mehreren Architekten ergeben, das der Verein in Auftrag gegeben hatte.Im August 2016 hatte der Grosse Kirchenrat die Schliessung der Johanneskirche beschlossen. Diese Entscheidung begründete er mit den Kosten von über fünf Millionen Franken, die durch die Sanierung des Gebäudes entstehen würden.

Eine Kirche, viele Meinungen

«Wir sind der Meinung, dass das Gutachten deutlich überrissen ist», sagt Architekt und Pro-Kirchen-Mitglied Lothar Straubhaar gegenüber ref.ch. «Das Gebäude ist weder am Einstürzen, noch ist es schimmelpilzverseucht. Die Bausubstanz ist intakt.» Straubhaar ist überzeugt, dass eine massvolle Sani erun g in Etappen über mehrere Jahre mit weniger finanziellem Aufwand möglich sei.Die Kompetenz der ersten Begutachter, die der Kirchenrat angefragt hat, sei nicht in Frage gestellt, sagt Oliver Jaggi, Co-Präsident des Vereins. «Es fragt sich aber, welchen Auftrag sie vom Kleinen Kirchenrat erhalten haben. Je nach Bedürfnissen kann ein Kostenvoranschlag dann sehr hoch ausfallen.»Willy Bühler, der Präsident des Kleinen Kirchenrats, verteidigt das Gutachten. «Wenn man die Kirche weitere 30 bis 40 Jahre nutzen will, braucht es eine Sanierung», sagt er. Die vorangeschlagenen Kosten könne er fachlich nicht beurteilen. «Ich vertraue da den Architekten, die uns beraten haben.»

Mit Initiative die Behörden stoppen

Am 29. April entscheidet das Thuner Stimmvolk, ob der Entschluss des Kirchenparlaments rückgängig gemacht werden soll. Der Verein «Pro Kirchen Strättligen» lancierte die Initiative «Pro Johanneskirche» als Reaktion auf den Kirchenratsentscheid.Die Initiative sei die  letzte Chance, das «unüberlegte Vorgehen» der Behörden der Gesamtkirchgemeinde zu stoppen, schreibt der Verein in seiner Mitteilung. Ausserdem werde die Kirche voraussichtlich 2018 noch von der kantonalen Denkmalpflege als Baudenkmal anerkannt.

Umnutzung ist kein Abriss

Die Situation sei nicht so dramatisch, sagt Bühler. «Ein Abriss stand nie zur Diskussion. Im Moment geht es darum, eine Strategie für die Umnutzung zu finden.» Die Kirche müsse aber erst vom Verwaltungs- dem Finanzvermögen überschrieben werden, damit man über eine Umnutzung und eine mögliche Zusammenarbeit mit Dritten entscheiden könne. Der Entscheid zur Schliessung sei nötig gewesen, um bei Verhandlungen mit Dritten ein k onkretes Datum für den Beginn einer Umnutzung zu haben.Diese Argumente überzeugen den Verein «Pro Kirchen Strättligen» nicht. Eine Mediation zwischen Verein und Kirchenrat blieb bisher ergebnislos. Zu einer Podiumsdiskussion, die der Kirchenrat organisiert hatte, erschienen die Initianten nicht. «Die Einladung kam sehr kurzfristig und war zudem eher ein Marschbefehl. Es ging uns aus terminlichen Gründen nicht», erklärt der Co-Präsident die Abwesenheit der Initiativbefürworter.

Quelle: www.ref.ch, 26. März 2018, Patricia Dickson und Heimito Nollé