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Thun-Strättligen: «Die Kirche Scherzligen ist ein besonderer Ort»

Der neu gegründete Freundeskreis Scherzligen will die Thuner Kirche als Kraft- und Besinnungsort erhalten und strebt einen Leistungsauftrag dafür an.

«Wir sind kein kirchenpolitischer Verein und wollen nicht die Kirche als Institution kritisieren, sondern Kirche leben», sagt Markus Nägeli. Der heute 67-jährige Theologe wirkte von 2003 bis 2018 in der Kirchgemeinde Thun-Strättligen an der Kirche Scherzligen und hat nun einen Freundeskreis für die historische Kirche, deren erste urkundliche Erwähnung auf das Jahr 762 zurückgeht, ins Leben gerufen. Denn: «Die Kirche Scherzligen ist ein besonderer Ort. Sie ist eine Oase der Ruhe, Einkehr und Insel der Besinnung», betont der Pfarrer im Ruhestand, der jetzt als Verweser erneut für die Teilkirchgemeinde tätig ist (siehe unter "Personelle Vakanzen in der Kirchgemeinde").

Lichtspiel am Marientag

Markus Nägeli befasst sich als Pfarrer stark mit Spiritualität und Erwachsenenbildung. Nebst der Entdeckung des Lichtphänomens um Maria Himmelfahrt in der Kirche Scherzligen hat er da auch Marienfeiern organisiert. Solche Feiern, bei denen Maria bei Tagesanbruch als Schwester begrüsst, zu Mittag im Gottesdienst gefeiert und abends vom Vokalensemble besungen wurde, fanden auch am vergangenen Sonntag zum Kirchweihtag der Kirche Scherzligen statt. Dabei trat der neu gegründete Freundeskreis, dem Thomas Meinen vorsteht und in welchem Nägeli Sekretär ist, erstmals an die Öffentlichkeit. «Es war ein schönes Wiedererwachen nach der Corona-Zeit», bilanziert Nägeli, der sich zudem zufrieden zeigt mit der Besucherzahl.

Finanzhilfe und mehr

Markus Nägeli ist fest davon überzeugt, dass die Kirche Scherzligen mit ihren wertvollen Wandbildern wie dem bekannten Passionspanorama von 1469 «ein wunderbares Instrument ist, um Gott den Menschen näherzubringen». Denn: «Die Leute gehen da in die Kirche, wo sie angesprochen werden», betont er. Und wenn Menschen so angesprochen würden, komme auch Geld zusammen. Daher möchte der Freundeskreis selber Verantwortung übernehmen für jene Anlässe, die die Kirchgemeinde in finanziell schwieriger Zeit nicht mehr durchführen kann und will, und sich auch noch weiter engagieren für die Kirche Scherzligen.

Gespräche stehen an

Dafür wird nach Auskunft Nägelis der Abschluss einer Leistungsvereinbarung mit der Kirchgemeinde Strättligen, der die Kirche Scherzligen zugeteilt ist, angestrebt. «Das ist Gegenstand von Verhandlungen», sagt Elisabeth Bregulla dazu für den Kirchgemeinderat, der die Gründung der neuen Vereinigung vorerst zur Kenntnis genommen habe. Vor der auf Ende Monat anberaumten Aussprache hält Bregulla weiter noch fest: «Scherzligen ist keine Gemeindekirche.» Es werde damit mehr ein breiteres Publikum angesprochen. Die dazu regelmässig gemachten Führungen im historisch bedeutenden Kirchenbau sollen über den Freundeskreis nun institutionalisiert werden. «Wir machen also nichts Neues», erklärt Markus Nägeli. Primäres Ziel sei vielmehr, «Scherzligen als Schatzkästli zu hüten und zu bewahren». So umschreibt der Theologe den Zweck des Vereins, der eine Kommerzialisierung der Kirche ablehnt. Weniger störend findet der Freundeskreis dafür die geplante Kettenfähre. Mit deren Initianten sei bereits Kontakt gesucht worden, so Nägeli, um ein gutes Nebeneinander zur Realisierung der neuen Fussgängerquerung Scherzligen zu finden.

Personelle Vakanzen in der Kirchgemeinde

In der Kirchgemeinde Strättligen sind demnächst gleich zwei Pfarrstellen vakant. Denn nach dem schon im Juli erfolgten Weggang von Zbynek Kindschi Garský als Pfarrer in Scherzligen sowie für Spiritualität und Erwachsenenbildung verlässt Ende August auch Claude Belz den Pfarrkreis Gwatt. Während Belz eine neue Stelle in Ostermundigen übernimmt, ist der aus Böhmen stammende Zbynek Garský bereits neu in Steckborn TG tätig. Dies mit seiner Frau Bettina Kindschi, die zuvor in Heimberg als Pfarrerin gearbeitet hat.

Quelle: thunertagblatt.ch, Andreas Tschopp, 18.08.2021