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Thun: Gilt Kirche bald als schützenswert?

Der Abstimmungskampf um die Zukunft der Johanneskirche hat einen neuen Dreh erhalten: Die Kirche soll als schützenswertes Kernobjekt eingestuft werden. Eine Umnutzung der Kirche wird damit erschwert.

«Die Johanneskirche ist eine eigentliche Architekturskulptur aus Sichtbeton», schreibt die kantonale Denkmalpflege in ihrer Begründung zur neuen Einstufung der Thuner Kirche, die als herausragender Bau des Architekten Werner Küenzi gilt. Im Bauinventar der Stadt Thun, welches bis vor wenigen Tagen öffen tlich auflag, werden das Kirchgebäude mit der Eingangshalle, der Kirchturm sowie das Pfarrhaus neu als schützenswerte Kernobjekte aufgelistet. Bis anhin war die Johanneskirche lediglich im Anhang auf­geführt.Zwar ist diese Neueinstufung noch nicht rechtskräftig, weil die Denkmalpflege erst die Eingaben sichten und allenfalls Anpassungen vornehmen wird. Doch weil gegen die Neueinstufung auch nicht der Rechtsweg beschritten werden kann, erhält die Johanneskirche wohl noch im laufenden Jahr ihren neuen Status.

Eingriffe werden erschwert

Diese neue Entwicklung verändert die Ausgangslage im Hinblick auf eine allfällige Umnutzung der Kirche und könnte auch den laufenden Abstimmungskampf zur Initiative «Pro Johanneskirche» beeinflussen. In etwas mehr als einem Monat befindet nämlich das Thuner Kirchenvolk im Rahmen einer Urnenabstimmung über die Zukunft der Kirche (siehe Kasten). Bereits jetzt ist klar: Schützenswerte Baudenkmäler dürfen zwar gemäss Baugesetz für neue Zwecke genutzt und unter Berücksichtigung ihres Wer ts verändert werden. Dabei müssen aber «innere Bauteile, Raumstrukturen und feste Ausstattungen ihrer Bedeutung entsprechend erhalten werden, sofern dies für den Schutzzweck erforderlich und für die Eigentümerin zumutbar ist». Grundsätzlich dürfen schützenswerte Objekte auch nicht abgebrochen werden.Für die Gesamtkirchgemeinde als Besitzerin aller Thuner Kirchengebäude wird aus diesen Gründen eine allfällige Umnutzung, die mit architektonischen Eingriffen am oder im Gebäude verbunden wäre, äusserst schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Eine Absicht, welche der Kleine Kirchenrat aber hegt, weil die anstehende Sanierung der Kirche für ihn nicht finanzierbar ist. Willy Bühler war als Präsident des Gremiums am Freitag nicht für eine Stellungnahme zu dieser neuen Thematik erreichbar.

Kritische Architekten


In der Thematik zu Wort gemeldet hat sich mittlerweile auch eine «unabhängige Architektengruppe»: Lothar Straubhaar, Hansruedi Bolliger, Markus von Grünigen, Peter Siegenthaler, Daniel Jacobsen und Adrian Christen bezeichnen die von der Gesamtkirch­gemeinde als Hauptargument ins Feld geführten 5,5 Millionen Franken für eine Totalsanierung als «überrissen und unnötig». Vielmehr sei eine sanfte Sanierung der Kirche in Etappen sinnvoll, da die Bausubstanz des Gebäudes noch intakt sei und bei einer Begehung auch keine Baumängel festgestellt worden seien. Gleichzeitig kritisieren die Architekten, «dass die anstehenden Unterhaltsarbeiten» bei der Johanneskirche in der Vergangenheit vernachlässigt wurden.

Am 5. April lädt das Architekturforum ab 17.30 Uhr zu einer Führung durch die Johanneskirche mit dem Architekten Bernhard Furrer.

Quelle: Thuner Tagblatt, 24.03.2018, Barbara Schluchter-Donski