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«Rêves sûres» — sicherer Schlafplatz für Jugendliche in Not

Der Verein «Rêves sûres» plant eine Notschlafstelle in Bern für Jugendliche ab vierzehn Jahren. Der Schutzraum sei dringend nötig. Das Geld dafür wird noch gesucht.

Yann ist sechzehn. Vor der Pandemie war er viel unterwegs, in der Stadt mit seinen Kollegen. Heute gibt es kaum Orte, wo sie sich treffen können, nichts, das sie gemeinsam unternehmen könnten. Und die Eltern nerven. Mit der Ausbildung, die er im Sommer anfangen sollte, mit Fragen, wie es ihm gehe, die er nicht beantworten will. Alle scheinen extrem beschäftigt, nur Yann kommt mit der Situation immer weniger klar. Nirgends findet er Ruhe und das Chaos in ihm wird immer schlimmer.

Die Strasse ist kein sicherer Ort

Der fiktive Sechzehnjährige steht für eine Gruppe, die durch die Maschen zu fallen droht. Eine verletzliche und heterogene Gruppe. Jede Geschichte ist anders, doch etwas verbindet sie: eine grosse Not. Und in ihrer Not wissen sie nicht, wohin sie gehen sollen. Sie übernachten irgendwo im öffentlichen Raum an unsicheren Orten oder bei wenig vertrauenswürdigen Leuten. Deshalb will nun der Verein «Rêves sûres – sichere Träume» eine Notschlafstelle speziell für junge Menschen zwischen 14 und 23 Jahren einrichten. Sie soll Anfang 2022 in Bern eröffnet werden, vorerst für drei Jahre. Fachpersonen vor Ort bieten Betreuung und Beratungsgespräche. Deshalb will nun der Verein «Rêves sûres – sichere Träume» eine Notschlafstelle speziell für junge Menschen zwischen 14 und 23 Jahren einrichten. Sie soll Anfang 2022 in Bern eröffnet werden, vorerst für drei Jahre. Fachpersonen vor Ort bieten Betreuung und Beratungsgespräche.

Zur Ruhe kommen im Einzelzimmer

Sie wollten damit eine Lücke füllen, sagt der Projektkoordinator Robert Sans. «In bestehenden Notschlafstellen kommen junge Menschen in nahen Kontakt mit Personen mit belasteten Biografien, mit Drogen und Gewalt. Das ist kein angemessenes Milieu für junge Menschen in Notsituationen.» Vielmehr bräuchten sie einen sicheren Ort, eine Rückzugsmöglichkeit, physisch und psychisch, fährt der Sozialpädagoge fort. «Nur so können die Jugendlichen Stress abbauen, zur Ruhe kommen und Lösungen finden.» Geplant sind deshalb kleine Einzelzimmer und das Angebot, sein Haustier mitbringen zu können. Maximal drei Monate sollen die Schutzsuchenden bleiben können, führt Florian Minatti aus. Auch er ist im Vorstand des Vereins. «Grundsätzlich wollen wir junge Menschen einfach aufnehmen können, ohne dass eine Zuweisung und eine Kostengutsprache nötig ist.», betont der Jugendarbeiter. Die genauen gesetzlichen Bestimmungen müssten aber noch abgeklärt werden. Klar sei hingegen schon jetzt, dass die Notschlafstelle den Arbeitsgrundsätzen der Freiwilligkeit, Niederschwelligkeit und Anwaltschaftlichkeit treu bleibe. «Ziel ist, dass die jungen Menschen das Angebot freiwillig aufsuchen», ergänzt Robert Sans. «Wer bei uns übernachtet, soll nicht am nächsten Tag gegen seinen Willen in einem Heim landen.»

Beziehungen und Aktivitäten fehlen


Ein Jahr Pandemie hinterlässt auch Spuren bei den ganz jungen Menschen: Die Zahl der Suizidversuche steigt, psychosomatische Krankheiten und Aggressionen nehmen zu, die Jugendpsychiatrischen Dienste sind am Limit. «Den Kids fehlen nicht nur der Ausgang und die Partys», weiss der Jugendarbeiter Florian Minatti. «Sämtliche Angebote, bei denen sie gemeinsam mit anderen etwas gestalten und kreieren können, sind weg.» Beziehungen fehlen, Freundschaften, aber auch die Erfahrung der Selbstwirksamkeit. «Das verstärkt den ohnehin grossen Druck in der Zeit der Adoleszenz. Eine spezielle Notschlafstelle ist also ein wichtiges Angebot, das Jugendliche und ihr Umfeld entlasten wird», hält Minatti fest.

Der Verein «Rêves sûrs – Sichere Träume» wurde von Mitarbeitenden der Kirchlichen Gassenarbeit Bern, dem Kompetenzzentrum Schlossmatt, des Tägervereins offene Jugendarbeit Stadt Bern, dem Jugendtreff „Hauäträff“ Dachstock sowie Privaten gegündet. Aktuell erarbeitet der Verein ein Konzept für das Projekt Notschlafstelle. Dies in Absprache mit dem kantonalen Jugendamt und der Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde. Für die Umsetzung ist der Verein auf finanzielle Unterstützung angewiesen. www.sichere-traeume.ch

Quelle: www.reformiert.info, 14. April 2021, Katharina Kilchenmann