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Reformierte Kirche Thun: Diskussion kommt nicht voran

In der Reformierten Gesamtkirchgemeinde besteht Reformbedarf. Doch die Diskussion darüber ist im Kirchenparlament vorerst vertagt.

Die Institution der Gesamtkirchgemeinde Thun mit fünf teilautonomen Kirchgemeinden sei «zu gross und zu träge». Für Ruedi Jenni, Präsident des Kirchgemeinderats Lerchenfeld, gleicht das Konstrukt einem «Dinosaurier im Digitalzeitalter». Deshalb hat er im Herbst 2020 über die Präsidentenkonferenz eine Reformdiskussion lanciert. In einer Arbeitsgruppe wurden in erster Linie inhaltliche Fragen («Was wollen wir eigentlich?»; «Was braucht es dazu und wie machen wir es?») diskutiert. Der Bericht dazu liegt nach Angaben von Jenni nun vor. Ende Mai wurde im Grossen Kirchenrat (GKR), dem Kirchenparlament mit Vertretern aller fünf Kirchgemeinden, zudem ein Vorstoss eingereicht, der verlangt, dass ein Konzept zur Bildung von nur noch einer Kirchgemeinde für ganz Thun erstellt wird. An der GKR-Sitzung vom 30. August hätte Gelegenheit bestanden, das Für und Wider einer Einheitsgemeinde anhand der Konzeptfrage zu diskutieren. Doch die Sitzung fällt nun aus, «weil sie noch nicht so weit sind». Das sagt Christine Jaccard, die Präsidentin des Grossen Kirchenrates. Gemeint ist damit der Kleine Kirchenrat, der als Exekutive jeweils Stellung zu eingereichten Vorstössen bezieht oder seinerseits Anträge dem Parlament unterbreitet.

Eine «seriöse» Prüfung

Das fünfköpfige Gremium, aus dem das langjährige Mitglied Max Ramseier auf Ende Jahr zurücktritt, hat seit der Einreichung des Vorstosses dreimal getagt. Doch das angesprochene Geschäft «ist zurzeit noch nicht fertig bearbeitet und noch nicht behandlungsreif». Das hält Willy Bühler, Präsident des Kleinen Kirchenrates, zusammen mit Rolf Christen, Verwalter der Gesamtkirchgemeinde, in einer schriftlichen Stellungnahme fest. Darin wird weiter betont, dass der Kleine Kirchenrat alle Anliegen, die an ihn herangetragen werden, «seriös und umfassend überprüft und bearbeitet». Dazu gehört in dem Fall auch, dass vorab sämtliche Kirchgemeinden Stellung zur Frage einer Einheitskirchgemeinde beziehen konnten.

Gemeinden vorab angehört

Dabei werden auch bereits Vorbehalte laut. So wünscht sich etwa der Kirchgemeinderat Strättligen in der Vorlage ans Parlament eine «mehr ergebnisoffene Formulierung». Das sagt René Schenk als Co-Präsident. Er sei «nicht gegen eine Fusion» der Teilgemeinden, betont Schenk, doch sei es wichtig, erst einmal offen darüber zu diskutieren, «was das Beste für die Zukunft ist», meint der Co-Präsident des Kirchgemeinderates Strättligen. Heinz Leuenberger, der den Kirchgemeinderat Thun-Stadt präsidiert und ein klarer Befürworter nur noch einer Kirchgemeinde in Thun ist, hingegen hat Verständnis, dass erst mal eine Vernehmlassung zum eingereichten Vorstoss läuft, bevor dieser dann dem Kirchenparlament vorgelegt wird. Wann dies geschehen wird, ist offen. Ein «zeitlicher Fahrplan» liege noch nicht vor, schreibt der Kleine Kirchenrat. Mit der Beratung des Budgets 2022 und Diskussion der künftigen Finanzstrategie in finanziell schwieriger Zeit sowie der Neuwahl in den Kleinen Kirchenrat – das Nebenamt wird mit Eingabefrist für Kandidaten und Kandidatinnen bis Ende Oktober am 9. September offiziell ausgeschrieben – stehen jedenfalls schon gewichtige Themen an für die Novembersitzung des GKR. Das Kirchenparlament kann zwar die Weichen stellen für die künftige Kirchenstruktur bei den Reformierten in Thun. Doch darüber entscheiden, wer wie und mit wem zusammenarbeiten wird, werden letztlich die fünf Kirchgemeinden.

Quelle: www.thunertagblatt.ch, Andreas Tschopp, 25.08.2021