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Refbejuso: Jurist im Dienst der Integration

Von der Bundespolitik zur Kirche: Der Sozialpädagoge und Jurist Carsten Schmidt leitet neu die Fachstelle Migration.

Migration ist, auch in Kirchenkreisen, ein kontroverses Thema: Die einen möchten die Tore für Migranten weit öffnen. Die anderen sagen, dass es aktuell nicht um Kleinzuwanderung in biblisch-überschaubaren Dimensionen gehe, sondern um eine weltweite Migrationsbewegung, die man nicht nur durch die rosa Brille sehen dürfe. In diesem Spannungsbereich bewegt sich Carsten Schmidt beruflich, und er lässt sich dazu differenziert vernehmen. «Flüchtlingshilfe, also Hilfe für Menschen, die vor Krieg und Terror flüchten, wird kaum von jemandem infrage gestellt.» Schwieriger sei es mit der Wirtschaftsmigration – aber auch hier würde ein entspannterer Umgang mit dem Thema nicht schaden. «Am Anfang so mancher beeindruckenden Karriere steht Emigration; man denke an all die Europäer, die im 19. Jahrhundert aus wirtschaftlicher Not in die USA auswanderten.» In der Fremde eine neue Existenz aufzubauen, sei legitim. Klar könne Europa nicht alle Menschen aufnehmen, die dies anstrebten. Der Kontinent – und die Schweiz mit ihm – könne aber für globale Veränderungen zum Wohl der Menschen im Süden einstehen. Denn für deren Elend seien die Industrieländer mitverantwortlich. «Es ist ja kein Zufall, dass die Rohstoffströme den­selben Weg nehmen wie die auswandernden Menschen.»

Engagierte Kirchgemeinden

Dies die Gedanken von Carsten Schmidt, dem neuen Leiter der Fachstelle Migration von Refbejuso (Reformierte Landeskirchen Bern-Jura-Solothurn). Er hat im vergangenen Herbst die Nachfolge von Anne-Marie Saxer-Steinlin angetreten. Das fünfköpfige Team der Fachstelle arbeitet in drei Bereichen. Hauptbereich ist der Bereich Asyl, Migration und Integration. Hier gehe es vor allem darum, Kirchgemeinden bei ihrem Engagement für Flüchtlinge zu beraten und zu begleiten, erklärt Schmidt. Sei anfänglich die Willkommenskultur im Zentrum gestanden, verlagere sich das Gewicht nun in Richtung Integrationshilfe. Denn Integration sei der Schlüssel zu einem guten Miteinander. Zur professionellen Begleitung von Freiwilligen hat die Fachstelle das Projekt «Tandem» erarbeitet, das im Mai vors Kirchenparlament kommt. Weitere Bereiche, in denen die Fachstelle Migration tätig ist, sind der interreligiöse Dialog und der Kontakt zu den zahlreichen Migrationskirchen mit ihren unterschiedlichen theologischen und spirituellen Ausprägungen.

Tierschutz und Bundespolitik


Ursprünglich studierte Carsten Schmidt Sozialpädagogik. Es folgten ein Jurastudium, eine Anstellung im Rechtsdienst von WWF Schweiz und schliesslich ein zehnjähriges Wirken in der Bundespolitik als juristischer Berater der SP Schweiz. Nun stehen die letzten zehn Berufsjahre an, die Schmidt noch einmal mit einer neuen Herausforderung ausfüllt – im Dienst der Kirche. Deren grosser Einsatz für die Menschen am Rand der Gesellschaft sei heute nötiger denn je, hält er fest.

Quelle: reformiert.info, 19. Februar 2018, Hans Herrman