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Mitgliederschwund - Neue Zahlen zeigen die Gründe für Kirchenaustritte

Letztes Jahr traten 28'000 Menschen aus der evangelisch-reformierten Kirche aus. Grund dafür ist häufiger fehlender Glaube als Geld.

Auch im Jahr 2021 traten erneut Tausende von Gläubigen aus den beiden grossen Kirchen in der Schweiz aus. Während 34'182 Personen die katholische Kirche verliessen, waren es in der evangelisch-reformierten Kirche deren 28’540. Das sind 2500 bzw. 1500 Austritte mehr als im Jahr zuvor. Dies zeigen Daten der Kirchenstatistik des Schweizerischen Pastoralsoziologischen Instituts (PSI).

Was bewegt immer mehr Menschen zum Kirchenaustritt? Zu dieser Frage hat das PSI bisher unveröffentlichte Ergebnisse des Bundes aus dem Jahr 2019 ans Licht gehoben. Diese stammen aus der Erhebung Sprache-Religion-Kultur (ESRK) und basieren auf einer Telefonumfrage bei circa 13'000 Personen. Demnach ist fehlender Glaube (verloren oder gar nie gehabt) der häufigste Grund für einen Austritt aus der evangelisch-reformierten Kirche. Über ein Drittel (36 Prozent) der Kirchenaustritte lässt sich so erklären. Anders bei der katholischen Kirche: Aus ihr treten 37 Prozent alleine deswegen aus, weil sie mit öffentlichen Stellungnahmen der Kirche nicht einverstanden sind. Namentlich Themen wie die Stellung der Frauen in der Kirche, der Umgang mit gleichgeschlechtlich Liebenden, Fragen zu Beginn und dem Ende des Lebens (Abtreibung bzw. assistierter Suizid) sowie politische Stellungnahmen (etwa zur Konzernverantwortungsinitiative) dürften dafür gemäss dem PSI hauptverantwortlich sein.

Jeder Zehnte will Steuern sparen

Bei der evangelisch-reformierten Kirche sind öffentliche Stellungnahmen seltener, aber mit 20 Prozent immer noch der zweithäufigste Grund für den Kirchenaustritt. Immerhin mehr als jeder Zehnte (11 Prozent) tritt aus, um Steuern zu sparen. Zum Vergleich: Bei der katholischen Kirche sind es lediglich 6 Prozent. Der Bund erhebt die Gründe zum Kirchenaustritt alle fünf Jahre. Vergleicht man die neusten Zahlen mit jenen von 2014, zeigen sich kaum Veränderungen. Dieses Ergebnis lässt sich gemäss den Expertinnen des PSI jedoch auch so deuten, dass es den Kirchen (bisher) nicht gelungen ist, wesentlich Einfluss auf die Gründe beziehungsweise deren Gewichtung des Kirchenaustritts zu nehmen. In ihrer Analyse fiel den Forschenden ausserdem auf, dass es bezüglich Gründen für den Kirchenaustritt deutliche Unterschiede nach Altersgruppen gibt. Jüngere gaben ausserordentlich häufig an, gar nie einen Zugang zum Glauben gehabt zu haben. Ältere waren oft unzufrieden mit öffentlichen Stellungnahmen ihrer Kirche. Steuern sparen wollten am häufigsten Menschen in mittlerem Alter.

Quelle: www.ref.ch, 28.10.2022