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GKG Thun: Kirchenbudget vor «Absturz» bewahrt

Der Grosse Kirchenrat hiess das defizitäre Budget mit nur einer Stimme mehr gut und erfuhr vom Scheitern des Bauprojekts Jungfraustrasse 19.

Peter Greuter als Immobilienverantwortlicher im Kleinen Kirchenrat (Exekutive) musste zu Beginn der Sitzung des Kirchenparlaments (Grosser Kirchenrat) am 29. November in der Stadtkirche Thun gleich eine unangenehme Wahrheit verkünden: Die Gesamtkirchgemeinde kann ihr Neubauprojekt an der Jungfraustrasse 19 in Thun nicht realisieren. «Die kantonale Baudirektion hat dem Vorhaben einen Bauabschlag erteilt», sagte Greuter. Nach zweifacher Überarbeitung des Projekts in einem Strukturgebiet verzichte der Rat nun darauf, die Neuüberbauung der Liegenschaft, die seit drei Jahren leer steht, weiterzuverfolgen.

Grünes Licht im Gwatt

Mit dem Scheitern des Neubauprojekts für ein Mehrfamilienhaus an der Jungfraustrasse sei es für die Gesamtkirchgemeinde nicht möglich, die gewünschten neuen «Erträge zu generieren», so Greuter. Besser sieht es hingegen am Obermattweg aus, wo die reformierte Kirche ihr Mehrfamilienhaus sanieren will. Dafür bewilligte das Kirchenparlament Ende Mai 2,15 Millionen. Es gab keine Einsprachen zu dem Vorhaben. Die Gesamtkirchgemeinde besitzt ausserdem bei der Kirche Gwatt noch eine Landreserve. Wie Greuter informierte, ist die Stadt Thun interessiert, die Parzelle nahe der Primarschule Obermatt zu übernehmen.

Geld für Digitalisierung

Bei der folgenden Budgetberatung erwähnte Max Ramseier als Finanzverantwortlicher die «selten lange Entstehungsgeschichte» des Voranschlags, der bei Aufwendungen von 11,3 Millionen letztlich ein Defizit von 284’600 Franken vorsieht. Neben 3,9 Millionen Franken Ausgaben fürs Verwaltungspersonal, das wieder eine Lohnstufenerhöhung plus 0,5 Prozent Teuerungsausgleich erhält, und einer freien Quote der Kirchgemeinden von 582’400 Franken sind darin nur 50’000 Franken Investitionen enthalten. Das rief Widerstand aus Strättligen hervor. Weil die Johanneskirche wieder leer ausgehe, stellte Alfred Müller im Namen der Fraktion den Antrag auf Ablehnung. Unter Verweis auf 2 Millionen in einem Fonds pochte der Strättliger auf «gleiches Recht für die zweite Grosskirche in Thun», um diese zu sanieren. Nachdem ein Antrag, der 150’000 Franken dafür anstelle von Beratungshonoraren forderte, abgelehnt, ein anderer zur Umlagerung von 50’000 Franken in die Digitalisierung jedoch angenommen worden waren, passierte das Budget die Schlussabstimmung mit 13 zu 12 Stimmen denkbar knapp. Sehr überrascht davon zeigte sich der scheidende Max Ramseier, der «den bedauerlichen Absturz» des Projekts Jungfraustrasse ebenso beklagte.

Thomas Straubhaar neu im Kleinen Kirchenrat


An Stelle des scheidenden Max Ramseier wurde Thomas Straubhaar, der seit 2004 im Kirchenparlament sitzt, mit 24 Stimmen neu in den Kleinen Kirchenrat gewählt. Der Gesundheitsökonom präsidiert den Seeclub Thun. Max Ramseier, der Ende Jahr nach 39 Amtsjahren abtritt, wurde von Parlamentspräsidentin Christina Jaccard gewürdigt und erhielt lang anhaltenden Applaus. Der Neugewählte betonte, er wolle sich «für zukunftsfähige Lösungen in einer schwierigen Zeit einsetzen». Dazu machte Straubhaar auch gleich klar: «Wir müssen mit den Leistungen zurückfahren.»

Fusionskonzept wird erarbeitet

Das Kirchenparlament verlangt zudem ein Fusionskonzept für nur noch eine Kirchgemeinde Thun anstelle der sechs Einzelkirchgemeinden, die heute die Gesamtkirchgemeinde Thun bilden. Um diesen Prozess anzugehen, reichten je zwei Vertreter der Kirchgemeinden Thun-Strättligen und Thun-Stadt einen Vorstoss ein. «Ein langer Weg steht vor uns, es ist aber dringend nötig, dass wir diesen beschreiten», meinte einleitend einer der Motionäre und betonte, dass die Motion ein «klarer Auftrag» sei für den Kleinen Kirchenrat. Dessen Präsident Willy Bühler hielt zwar an der Bezeichnung Prüfungsauftrag fest, bat aber um Entschuldigung für die Wortwahl «unrealistisch» in der schriftlichen Stellungnahme des Rates. Bühler zeigte sich jetzt «bereit, alles zu tun für die Umsetzung» und rief dafür die Kirchgemeinden zur Unterstützung auf. Support gibt es schon mal von der Pfarrkonferenz. In deren Namen begrüsste Ursula Straubhaar eine verstärkte Zusammenarbeit der Kirchen und Strukturbereinigung. Unterschiedlich äusserten sich jedoch Vertreter der Kirchgemeinden. «Fusion steht für Zusammenarbeit und verlangt, die Sache auszudiskutieren.» Diese Ansicht vertrat Stephan Epple aus Goldiwil-Schwendibach. Letzteres gehöre nicht mehr zu Thun, sondern Steffisburg, betonte Epple, der das Kirchenvolk entscheiden lassen will. «So kann man ein Grossprojekt nicht starten», meinte Elisabeth Bregulla aus Strättligen und kritisierte, dass die Anfang des Jahres angelaufenen Reformdiskussionen gestoppt wurden. «Die Motion führt in die Zukunft», unterstrich dagegen Heinz Leuenberger für Thun-Stadt. Mit 17 Ja zu 4 Nein und 4 Enthaltungen wurde diese letztlich überwiesen.

Quelle: www.thunertagblatt.ch, 01.12.2021, Andreas Tschopp