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GKG Thun: Grosser Kirchenrat lehnt Landverkauf ab

Der Grosse Kirchenrat will eine Parzelle bei der Kirche Gwatt nicht an die Stadt verkaufen, bis eine Gebäudestrategie vorliegt. Doch wie diese auszugestalten ist, ist umstritten. Willy Bühler tritt Ende Jahr als Präsident des Kleinen Kirchenrats zurück.

«Wir sprechen hier von einer Landreserve, die seit Jahren ungenutzt ist und welche die Stadt Thun gern erwerben möchte»: Mit diesen Worten warb Peter Greuter, der im Kleinen Kirchenrat für die Liegenschaften zuständig ist, beim Grossen Kirchenrat für den Verkauf von 2371 Quadratmetern Land bei der Kirche Gwatt. Doch der Landhandel der Gesamtkirchgemeinde Thun mit der Stadt hatte am Montagabend im Kirchenparlament einen schweren Stand. Bei der Sitzung in der Thuner Stadtkirche wurden zahlreiche Vorbehalte geäussert.

«Nicht der richtige Zeitpunkt»

«Es ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt», meinte Heidy Hellmüller zur Eröffnung der Diskussion. Fernand Portenier gab zu bedenken, dass ein Landverkauf die Weiternutzung der Kirche Gwatt beschränken könnte, und sprach sich für ein Zurückstellen des Geschäfts aus. Auch David Pfister goutierte den Verkauf nicht. «Die Stadt hamstert Land», lautet sein Vorwurf. Diese könne das Land allenfalls im Baurecht erhalten, wenn sie es für die Schule brauche, meinte Pfister, der zuerst von der Exekutive eine Strategie für alle 24 Gebäude der Gesamtkirchgemeinde verlangte. «Dann treten wir an Ort», warnte Peter Greuter die 26 anwesenden Parlamentsmitglieder.

Abgabe nur im Baurecht?

Doch Greuters Bitten war vergeblich: Mit 18 Ja-Stimmen wurde die Rückstellung bejaht. Dazu wurde ein Antrag gutgeheissen, dass bei der nächsten Vorlage eine Abgabe im Baurecht vorzusehen sei. Greuter hatte vorab bereits über eine Beurteilung der kirchlichen Liegenschaften orientiert. Der Kleine Kirchenrat teilte diese in Kernobjekte, Nutzungs- und Veränderungsobjekte ein. Zur Letzteren gehören neben der Kirche Gwatt das alte Schulhaus Allmendingen sowie die Pfarrhäuser Goldiwil, Schönau und Schlossberg. Zum Kern zählt der Kirchenrat aber nur die Stadtkirche und die Kirche Scherzligen. Nach Ansicht der Kirchgemeinde Strättligen sollten das Kirchenzentrum Markus und die Johanneskirche mit aufgenommen werden. Die Meinungen gehen also weit auseinander.

Neubauprojekt in der Schönau geplant

Peter Greuter orientierte weiter, dass das Gebäude an der Jungfraustrasse 19 während dreier Jahre an Asyl Berner Oberland vermietet wird. Für diese Zwischennutzung gehen 2500 Franken Miete pro Monat ein. Es seien vorab 6700 Franken investiert worden, führte der Liegenschaftsverantwortliche aus. Dieser informierte zudem, dass die laufende Sanierung am Obermattweg «auf Kurs» sei, auch finanziell, und dass die Gesamtkirchgemeinde eine Neuüberbauung an der Ecke Bürglen-/Schönaustrasse plane. Ein Projekt dafür sei in Auftrag gegeben worden.

Finanztransaktion kritisiert

Die Gesamtkirchgemeinde Thun weist im Gesamthaushalt bei gut 9,3 Millionen Franken Ertrag einen Überschuss von 13’000 Franken in der Rechnung aus. Budgetiert war ein Defizit von 220’200 Franken. Thomas Straubhaar lobte als neuer finanzverantwortlicher Kirchenrat die grosse Ausgabendisziplin, die die Besserstellung ermöglicht habe. Die Gesamtkirchgemeinde investierte im vergangenen Jahr nichts. Sie wendet 44 Prozent der Einnahmen für ihren Betrieb auf. Die einzelnen Kirchgemeinden haben die freien Quoten nicht ganz beansprucht. Auf Kritik stiess ein Nachkredit von 172’500 Franken. Es wurde beanstandet, dass so viel Geld zum Werterhalt nicht kirchlicher Liegenschaften beiseitegelegt statt ins Kirchenleben investiert werde. Das sei nur möglich, «weil die Kirchgemeinden sich zurückhielten», monierte Peter Gosteli. Doch letztlich wurde die Finanztransaktion mit 15 zu 10 Stimmen genehmigt und die Rechnung danach mit vielen Enthaltungen gutgeheissen.

Willy Bühler tritt Ende Jahr ab

Zum Abschluss der Sitzung des Kirchenparlaments tat Willy Bühler kund, dass er auf Ende 2022 als Präsident des Kleinen Kirchenrats zurücktreten werde. Sein Rücktritt erfolgt nach zwei Amtsperioden an der Spitze der Exekutive. Bei dieser übernimmt Thomas Straubhaar als neuer Vizepräsident die Nachfolge von Max Ramseier, der nach 39 Amtsjahren nun als Gast an der Sitzung teilnahm. Dort orientierte Ruth Lengacher als zuständige Kirchenrätin zudem, dass beim Sozialdienst der Gesamtkirchgemeinde auf Ende Juli gleich drei Angestellte gekündigt hätten. Darunter ist auch Benjamin Müller als Leiter der siebenköpfigen Behörde, bei der 210 Stellenprozente ab August auf einen Schlag neu zu besetzen sind. Der Rekrutierungsprozess laufe, erklärte Ruth Lengacher.

Quelle: Thuner Tagblatt, 01.06.2022, Andreas Tschopp